Urkunde, 1347 März 7

Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

Beschreibung

Der öffentliche Notar Konrad, Sohn des verstorbenen Edelknechts (armiger) Otto Kämmerer (Kemerer), beurkundet: Vor ihm und den unten aufgeführten Zeugen hat die Matrone Gertrud (Gela) Schele (Scheilin), Bürgerin zu Gelnhausen (Geylnhusen), in der Stube ihres Holzhauses in der Zeicergazzin ihr Testament errichtet und dabei folgende Verfügungen getroffen:- Zu ihren Testamentsvollstreckern bestellt sie die Gelnhäuser Bürger Friedrich Stephan (Stephin), Friedrich an der Ecken und Volmar von Crainfeld (Kreinfeilt).- Nach ihrem Tod möchte sie bei der Pfarrkirche in Gelnhausen begraben werden.- Der Testamentarin stehen die folgenden jährlichen Zinsen zu: Von einem Haus in der äußeren Stadt bei dem Schifftor (Schyftor), das derzeit Hermann Wenner besitzt, 1 Mark Wetterauer (Wedreb.) Pfennige. Von einem Haus in der Schmiedegasse (Smydegazzin), das derzeit Konrad Herceuch bewohnt, 2 Mark Wetterauer Pfennige. Von einem Haus in der Löbergasse (Lowergazzin), das derzeit Ludwig Ungirmann bewohnt, 1 Pfund Wetterauer Pfennige. Von diesen Zinsen soll man nach ihrem Tod jedes Jahr 70 Ellen (ulne) Stoff, der beidirwan genannt wird, kaufen und davon Kleidungsstücke für Arme anfertigen. Ist dann noch etwas von dem Zins übrig, soll man davon Schuhe (calcei) und andere Dinge für die Armen kaufen.- Dem Minoritenkonvent in Gelnhausen vermacht sie einen jährlichen Zins von 5 Schilling Wetterauer Pfennigen von einem Weinberg in der Gemarkung Gelnhausen genannt der Mörtel (Morder).- Das Nonnenkloster Marienborn (Merginburn) erhält einen jährlichen Zins von 5 Schilling Wetterauer Pfennigen. Dieser gefällt von einem Ölgarten (ortus olerum) in der Au außerhalb der Mauern von Gelnhausen, den derzeit Hermann Brumann bewirtschaftet.- An das Augustinerkloster in Friedberg (Frideberg) fällt ein jährlicher Zins von 4 Schilling Pfennigen von einem Weinberg bei der Kapelle St. Godebert außerhalb der Stadt Gelnhausen. Diesen bewirtschaftet derzeit Gerhard Wste.- An das Karmelitenkloster in Frankfurt (Franckefurt) geht ein jährlicher Zins von 4 Schilling Pfennigen. Er gefällt von einem Weinberg in der Gemarkung des Dorfes Eidengesäß (Idingeseze), der Krähefeld (Kreinfelder) genannt wird.- Das Dominikanerkloster in Frankfurt bekommt einen jährlichen Zins von 4 Schilling Pfennigen. Dieser wird jeweils am 8. September (in Nativitate beate Marie virginis) von einem Haus in Gelnhausen bei dem Stadttor, das Holztürlein genannt wird, entrichtet. Dieses Haus bewohnt derzeit Hilla von Friedberg.- Das Kloster Langenselbold (Seylbold) erhält einen jährlichen Zins von 4 Schilling Pfennigen von einem Weinberg [in Gelnhausen] in der Hirzbach (Hyrczbach), den Herbord, der Sohn des Hermann Aschenbrenner (Asschinburner) bewirtschaftet.- An das Nonnenkloster Schmerlenbach (Smerlbach) geht ein jährlicher Zins von 5,5 Schilling Pfennigen von einem Haus in Gelnhausen im Graben (in fussato), in dem Kunigunde, die Witwe des Gottfried Sartor, wohnt.- Ein jährlicher Zins von 8 Schilling Heller fällt an den Pfarrer und die anderen Priester in der Pfarrkirche zu Gelnhausen von einem Haus bei der Pfarrkirche, das Kunigunde (Kuncza) von der Ecken bewohnt. Diesen Zins sollen sie gleichmäßig untereinander aufteilen.- Für diese Legate soll man in der Pfarrkirche und den bedachten Konventen jedes Jahr das Seelgedächtnis der Testamentarin feierlich begehen.- An die Fabrik der Pfarrkirche fällt ein jährlicher Zins von 3 Schilling Heller von dem vorgenannten Haus.- 30 Priester erhalten jeder 30 Pfennige aus dem Vermögen der Testamentarin, wofür sie Seelmessen für sie halten sollen.- 20 Pfund Heller aus ihrem hinterlassenen Vermögen sind an Arme und Bedürftige zu verteilen.- Ihre Tante (matertera) Liutgard (Lukardis), Ehefrau des Herbord Heidolf, erhält 10 Pfund Heller und den Garten, den sie der Testamentarin verliehen hat.- An Kusa, die Schwester der Testamentarin und Ehefrau des Friedrich an der Ecken, ihre Söhne Heinrich und Hermann, die Schwestern Gertrud und Berta, Töchter ihrer verstorbenen Schwester Elisabeth, sowie an die Schwestern Gertrud und Reinheidis, Töchter ihrer verstorbenen Schwester Susanne (Sanna), fällt ihre übrige bewegliche und unbewegliche Habe zu gleichen Teilen. Stirbt einer der Erben ohne Hinterlassung leiblicher Nachkommen, dann soll sein Anteil an der Erbschaft gleichmäßig unter seinen Miterben aufgeteilt werden. Lediglich beim Tod der Kusa fällt ihr Erbanteil ausschließlich an ihre Söhne Heinrich und Hermann. Tritt eines der Mädchen in ein Kloster ein, so erhält es von den ihm hinterlassenen Gütern eine lebenslängliche Rente von 3 Mark Wetterauer Pfennigen. Diese fällt nach ihrem Tod an das Kloster, in das sie eingetreten ist. Davon soll man dann dort das Seelgedächtnis der Testamentarin pflegen.